Volljährig - wie es weiter ging

VORSICHT TRIGGER GEFAHR 

 

Mit etwa 20 Jahren nahm ich wieder Kontakt mit dem Zeugen Jehova auf und lernte so dessen Bruder und Familie kennen.

Renne war sehr symphatisch  und im Gegensatz zu mir auf der Sonnenseite des Lebens.

 

Er hatte einen guten finanziellen Standard, war verheiratet und hatte 2 Kinder.

Er war erschüttert über meine Vergangenheit und mein Leben und war mir ein guter Zuhörer.

 

Er lud mich oft zu sich nach Hause ein und ich durfte auch bei Ihm übernachten und ich bekam Einblick in ein normales bürgerliches Leben.

 

Doch die Distanz seiner Frau und auch der Kinder war sehr groß, so daß ich mich in deren Anwesenheit selten wohl fühlte.

Dennoch versuchte er seine Frau immer wieder zu überzeugen und war er jener Mensch, bei dem ich zum ersten Mal in meinen Leben eine 5000 Schilling Banknote in der Hand hielt.

 

Er schenkte mir bereitwillig sehr viel Geld und ich konnte damit natürlich nicht gut umgehen.

Ich konnte mir damit mehr Drogen leisten als je zuvor und versuchte dies natürlich lange zu verheimlichen vor Ihm weil ich ein schlechtes Gewissen hatte.

 

Dennoch kam er eines Tages dahinter und versuchte mir aber dennoch immer weiter finanziell zu helfen, wenn ich bedingt durch meine Armut und meinem Partner der sein Geld in Alkohol versetzte, in Gefahr lief keine Miete mehr bezahlen zu können und mein Kühlschrank leer war.

 

Zu seiner Frau und seinen Kindern hatte ich ein sehr distanziertes Verhältnis, denn zwischen Armut und gehobenen Lebensstandard liegen Welten und prallen verschiedene Faktoren aneinander.

 

Er versuchte alles um mich an seinem Leben teilnehmen zu lassen, wollte mir eine Familie geben, die ich nicht hatte und scheiterte kläglich, da er erkennen mußte das alles Geld dieser Welt mich zwar um so mehr in die Drogen stürzen würde, weil ich nicht in der Lage war mein Umfeld zu verlassen.

Er war einer jener Menschen, dem mein Leid sehr zu Herzen ging und er erkannte Dinge die ich schon gar nicht mehr sah oder wahr nahm.

Er war es, der wutentbrannt und zornig wurde, wenn er erkannte wie respektlos ich behandelt wurde.

 

Der mir immer wieder seine Hilfe anbot, mir zusprach daß ich mehr wert war und daß ich aus diesem Umfeld müsse.

So sehr ich auch oft tief in meinem Innersten wußte daß er Recht hatte, so konnte ich das nicht eingestehen, weil mir das was da vielleicht auf mich zukommen sollte zu große Angst machte, als daß ich da durchgehen hätte können.

 

Immer öfter versuchte er mir die Augen zu öffnen für die Dinge die nicht okay waren und erkannte nicht, daß ich das ja nicht mehr sehen wollte, weil ich so lange gefangen war in Lügen und Intrigen, daß ich nicht ertragen konnte.

 

Wenn einem lange genug eingeredet wird, daß man ein Lügner ist und machtlos gegenüber der Gewalt und dem Mißbrauch  ist ,dann stumpfst man auch etwas ab.

 

Er hatte sich eigentlich aus einer guten Entscheidung heraus in den Gedanken verrannt mir zu helfen, doch er tat es naiv und unüberlegt und mit seinem cholerischen Temperament erntete er natürlich kein Verständnis.

 

Auch ich begann Ihn an so manchen Tagen zu hassen, doch ich war abhängig.

Abhängig von seiner hilfsbereiten und dennoch auch mitfühlenden und menschlichen Art und von seinem Geld.

 

In vielen Tagebüchern dieser Zeit hab ich über die innere Zerrissenheit geschrieben die mich zu zerfleischen drohte und über meine Angst vorm Verlassen werden.

 

Natürlich kam er da auch hin und wieder mit der Polizei in Konflikt wenn aufmerksame Mitmenschen diese kontaktierte, doch ich hatte sehr bald danach auch ein schlechtes Gewissen und verzieh Ihm immer wieder.

 

Renee und mich verbanden eine Art Hass Liebe und es wurde auch nicht einfacher , da er verheiratet war und Kinder hatte als die zarte Blüte der Liebe zueinander wir nicht mehr verbergen konnten die hier zu entstehen begann, auch wenn wir unbedingt " vernünftig" bleiben wollten !

 

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Es war einige Monate später als ich durch Zufall erfuhr, daß mein Zwillingsbruder in meiner Stadt arbeitete.

Ich suchte Ihn auf und fort an trafen wir uns regelmäßig heimlich in meiner Wohnung.

 

Ich hatte Ihn in all die Jahre schrecklich vermißt und der Kontakt zu Ihm wurde von den Pflegeeltern untersagt.

Ich war unglaublich glücklich Ihn wieder zu sehen.

 

Bei einen seiner Besuche erzählte er mir, daß die Pflegeeltern schon wieder zwei Kinder hatten, die sie so schlugen und quälten wie mich.

Er ging nie ohne mir Geld zu hinterlassen und er forderte es auch niemals zurück.

 

Da packte ich dann allen Mut zusammen und ging zum Polizeikommissariat in meiner Wohngegend und erzählte einer Kriminalbeamtin meine Geschichte.

 

Doch die konnte mir keinen Mut machen da laut ihrer Aussage mein Fall schon verjährt war.

Trotz allem ging Renne zur Kinder und Jugendanwaltschaft und erzählte dort meine Geschichte.

 

Da ich damals noch nie mit Anwälte oder so zu tun hatte, wußte ich auch nicht, daß es nicht normal ist, wenn der Anwalt nur telefonische Auskünfte von mir will.

Eines Tages erzählte er mir, daß es eine Verhandlung gegen meine Pflegeeltern geben würde und daß es zwar Anzeigen gegen meine Pflegeeltern gegeben habe aber viel wichtigen Beweise verschwunden waren.

 

Ich glaubte das es eine Verhandlung gab  denn die Pflegemutter rief mich einen Tag vor der angeblichen Verhandlung zum ersten Mal telefonisch an und bedrohte und beschimpfte mich weil ich so wie sie meinte nur Lügen erzähle.

 

Außerdem meinte sie, daß ich aufpassen müsse, denn sie wisse immer ganz genau darüber Bescheid was ich tue.

Von diesem Anwalt erfuhr ich dann telefonisch, daß meinen Pflegemutter die Pflegebewilligung weggenommen wurde und sie nie wieder Kinder aufnehmen dürften.

Ich war sehr glücklich, denn ich dachte daß ich so andere Kinder nun gerettet hatte.

 

Ich brach den Kontakt zu den Pflegeeltern ab und begann das Thema Kindheit abzuschließen.

Erst durch Recherchen in den letzen 2 Jahren erfuhr ich die ganze bittere Wahrheit!

 

Tatsache war, daß es niemals eine Verhandlung gegeben hatte, da die Kinder und Jugendanwaltschaft nichts in dieser Richtung unternehmen konnte.

Jahrelang habe ich umsonst gehofft daß diese Monster nicht mehr an Kinder kamen und  bis heute ist die Frage ungeklärt wie viel Kinder in deren Obhut und Pflege genauso Schreckliches durchmachten mußten wie ich.

 

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