Erfahrungen mit leiblicher Familie und mehr Teil 1

 
Zeitgleich nahm auch das Jugendamt mit mir Kontakt auf und fragte mich der damalige Sozialarbeiter ob ich nicht Lust daran hätte meine leibliche Familie kennen zu lernen.
 
Ich war überrascht und voller Freude da ich ja aufgewachsen war in dem Glauben keine Eltern mehr zu haben und stimmte begeistert zu.
 
Rückwirkend gesehen war das nicht unbedingt die beste Entscheidung, denn ich bin mir sicher das vieles ganz anders in meinem Leben gelaufen wäre wenn ich meine Familie nicht kennen gelernt hätte.
 
Ich war unglaublich glücklich als ich dann eines Tages beim Jugendamt auf den Flur wartete aufgeregt meine Mutter endlich kennen zu lernen.
 
Auf dem Flur spielten damals ein Bub und ein Mädchen miteinander und als der Sozialarbeiter mir erklärte, daß dies meine 7 jährigen Halbgeschwister wären war ich überglücklich und wir umarmten uns stürmisch.
 
Doch der Anblick meiner Mutter erschütterte mich zutiefst. Unzählige Male hatte ich sie mir in meinen Gedanken vorgestellt, doch das was ich da vor mir dann sah war weit von all meinen Vorstellungen entfernt.
 
Mir blickte eine hagere Frau entgegen, ausgemergelt und dünn am ganzen Körper ,gekennzeichnet vom Leben und verwahrlost.
 
Es war eine unangenehme Situation für mich mit der ich nicht umzugehen wußte und auch meine Mutter wirkte sehr steif und verunsichert.
 
Ich habe niemals diese Leere in ihren Augen vergessen, diese Augen die so überhaupt nichts von dem verrieten was sie dachte oder fühlte.
 
Doch trotzdem war ich glücklich, denn ich lernte viele Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins kennen die mich alle herzlich aufnahmen in der Familie.
 
Ich war so glücklich, denn ich hatte eine riesige Familie und ich dachte daß ich nun dazu gehörte.
 
Mein ältester Bruder war geistig etwas zurück geblieben und nur selten konnte man in seine Gefühlswelt blicken.
Dann war da noch ein anderer Bruder, der drogensüchtig war und dennoch von allen abgöttisch geliebt wurde.
 
Und meine Oma lernte ich auch kennen.
 
Eine sehr ruhige, stille aber sehr freundliche Frau. die sich aus allen Konfrontationen in der Familie im Hintergrund hielt.
 
Leider mußte ich damals auch die schreckliche Entdeckung machen, daß meine Mutter den Alkohol verfallen war und stundenlang sich mit den Halbgeschwistern in der Kneippe betrank und nur wenn sie dem Rausch verfallen war, konnte man erahnen daß auch sie ein Mensch war der einst sehr gelebt, geliebt und gefühlt hatte.
 
Doch wenn sie getrunken hatte, dann ekelte ich mich vor ihr, sie stank nach Alkohol und ihre Augen wurden dann rieseln groß und ließen ihr ausgemergeltes Gesicht mit den vielen Zahnlücken beim Lachen einfach schrecklich aussehen.
 
Ich hatte meine Mutter oft darauf angesprochen warum sie mich weggegeben hatte doch ich bekam nie Antwort darauf.
Meine Mutter ließ nicht zu daß man Einblick in ihre eigene  Welt bekam und sie teilte mit niemanden ihre Gedanken, Wünsche und Gefühle.
 
Sie hatte resigniert und sie lebte das auch ,obgleich sie meinen Halbgeschwistern eine liebevolle Mutter war und tat was sie konnte daß es Ihnen halbwegs gut ging.
 
Sie stellte sich zwar immer wieder gegen die Gewalttätigkeiten ihres Vaters schützend vor ihre Kinder , warum sie aber den sexuellen Mistbrauch ihrer Kinder nicht wahrhaben wollte kann ich nur so erklären, daß sie einfach nicht akzeptieren wollte was geschehen war.
 
Unverständlich war mir die Tatsache, daß jeder wußte daß meine Mutter schwer krank und abhängig war, aber niemand bereit war hier einzuschreiten.
 
Wir Kinder waren es immer wieder die unsere Eltern  baten den Alkohol sein zu lassen und Hilfe zu suchen und anzunehmen, doch wir waren nur Kinder und hatten nicht die Kraft, die Möglichkeiten oder auch das Wissen wie wir überzeugen hätten können.
 
Und so taten wir Kinder nichts anderes als daß wir uns mit dieser Situation arrangierten, wir sahen keine andere Wahl.
 
Auch erfuhr ich, daß ich noch eine Schwester hatte, die aber im Heim war.
 
Meine Mutter erzählte mir die Lüge, daß sie als kleines Mädchen in einen Lastwagen gelaufen wäre und deshalb seitdem behindert wäre, doch Recherchen meinerseits ergaben daß meine Schwester bei der Geburt unter Sauerstoffzufuhr gelitten hatte und deshalb geistig behindert auf die Welt kam.
 
Ich habe immer wieder um Verständnis, Aufmerksamkeit, Liebe und Mitgefühl meiner Mutter gedürstet und ich konnte nicht verstehen daß sie mir gegenüber das nicht zulassen konnte oder wollte.
 
Dann lernte ich meinen leiblichen Vater kennen, der so wie meine Mutter und mein ältester Bruder im gleichen Bezirk ganz in der Nähe mit seiner Lebensgefährtin wohnte.
 
Es war eine schöne und liebevolle Begegnung, obwohl auch das Aussehen meines Vaters zutiefst erschütterte und schockierte.
Auch er war so wie meine Mutter dem Alkohol verfallen und gekennzeichnet und ausgemergelt davon.
 
Doch bei Ihm fühlte ich mich liebevoll angenommen und angekommen und er zeigte sich stolz über mich.
Doch ich lernte  sehr schnell daß Fragen zu meiner Vergangenheit oder zur Familie ein Tabuthema war über daß sich geweigert wurde zu sprechen.
 
Mein Vater bestätigte mir, daß er schon vor Jahren mich in der Psychiatrie in Niederösterreich gesehen hatte als ich im Kaffeehaus arbeitete, da ein Patient von dort Ihn kontaktiert hatte und mitteilte daß seine Tochter dort wäre.
 
Der zuständige Arzt aber warnte meinen Vater vor dem Kontakt dem ich damals zu diesen männlichen Patienten hatte, da dieser seine schwangere Frau getötet hatte.
 
So viele Jahre später dies zu hören erschreckte mich zutiefst und um so unbegreiflicher war mir, daß man mich nicht vor diesem Mann beschützte in dieser Psychiatrie.
 
Mir gegenüber hatte sich dieser Mann außer dem sexuellen Mißbrauch doch als ein sehr liebevoller Mensch ausgegeben, der sehr unter dem Verlust seiner Frau und seines ungeborenen Kindes gelitten hatte.
 
Mir erzählte er immer daß ihr Tod ein tragischer Unfall war, da er im Auto gesessen hatte und statt der Bremse irrtümlich das Gaspedal erwischt hatte und so seine Frau mit dem Auto vor der Garage niederfuhr.
 
Ich konnte ja nicht prüfen was nun der Wahrheit entsprach und weiß nur daß dieser Mensch noch vor einigen Jahren sich in einer geschlossenen Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher befunden hatte.
 
So wie mein Vater war auch seine Lebensgefährtin dem Alkohol verfallen und mein Vater unfähig in dieser Beziehung "seinen Mann" zu stehen, denn er wurde auch von seiner Partnerin geschlagen.
Mein Vater tat immer sehr klug und verständig, war aber wenn es darum ging Partei für sein Kind zu ergreifen, war er ein hilfloser Mann der sich aus der Verantwortung und Diskussion entzog und seinen Frieden wollte.
 
Ich fand meinen Vater sehr erbärmlich weil er sich von seiner Partnerin so kommandieren und ausnutzen ließ und geriet auch immer wieder durch deren Alkoholexzesse zwischen die Fronten.
 
Ich liebte meinen Vater abgöttisch und hatte auch viel Mitleid mit Ihm und so kam es, daß ich eines Tages wieder einmal zwischen die Fronten meines Vaters und meiner Mutter kam.
 
Obwohl meine Eltern sich voneinander scheiden ließen und getrennt mit Partnern lebten; hatten sie doch selten zueinander Kontakt, obwohl wir alle im gleichen Bezirk und auch Viertel wohnten.
Doch an der Art wie beide unabhängig voneinander sprachen konnte man die Liebe förmlich spüren die sie einmal füreinander gehegt hatten.
 
An diesem Nachmittag traf wie auch immer mein Vater zufällig mit meiner Mutter zusammen und sie saßen zusammen in dem Wirtshaus in dem meine Mutter tagtäglich ihre Bier soff und ungeachtet ihre kleinen Kinder ließ, die sie da meistens sich  selbst mit dem  Musikwurlitzer überlassen hatte und die mit betrunkenen und verwahrlosten Gestalten herumhängen mußten, während sie in den hinteren Tischen nichts Besseres zu tun hatte als es sich besorgen zu lassen.
 
Die beiden tranken einige Stunden und ich beobachtete sie dabei.
Niemals zuvor und niemals mehr wieder habe ich jemals so eine gespannte Atmosphäre zweier Menschen gesehen, die sich so unendlich liebten und begehrten und doch so weit voneinander entfernt hatten.
Ich ließ sie jedenfalls dann alleine um sie diese kostbare Zeit genießen zu können, da ich schon ahnte, daß mein Vater diesen "unerlaubten Ausflug" noch bitter bereuen würde.
Und wie so oft in meinem Leben hatte mich die Intuition nicht in Stich gelassen.
Gegen die frühen Abendstunden rief mich ganz aufgeregt und erbost die Partnerin meines Vaters an und teilte mir mit, daß mein Vater sofort nach Hause kommen solle, ansonsten würde er wenn sie Ihn erwische die Stiegen hinunter treten.
Natürlich war auch sie angetrunken und nicht mehr Herr ihrer Zunge und da ich schon öfters dazwischen ging, wenn Sie meinen Vater verprügeln wollte, wußte ich daß ich aufpassen mußte daß meinen Vater nichts geschieht.
Zusammen mit meinem älteren Bruder rannten wir voller Panik in die Kneippe, doch meine Eltern waren nicht mehr da und niemand wußte wo sie waren.
Also lief ich zu meiner Mutter und läutete Sturm. Als sie vom Fenster hinunter blickte fragte ich sie wo mein Vater sei und sie meinte der wäre schon heim gegangen.
Da ich aber leider in ständigen Kontrolle und Drohanrufen der Partnerin meines Vaters war wußten wir, daß er noch nicht zu Hause angekommen war und diese Frau unberechenbar war.
Voller Panik liefen wir den ganzen Weg zu Fuß ab, stets hoffend auch seine Richtung erwischt zu haben und noch irgendwo auf meinen Vater zu treffen.
Doch er war nirgends zusehen und da es mittlerweile dunkel wurde unsere Panik auch dementsprechend.
In unserer Not liefen wir wieder zu unserer Mutter und baten verzweifelt und aufgelöst um Einlaß.
Um so größer war dann meine Überraschung, aber auch meine Wut, als mein Vater plötzlich schlaftrunken aus einem Zimmer kam und sich umständlich den Zipp seiner Hose zuzog.
Ich klärte meinen Vater über die Umstände auf und vor meiner Mutter tat er sehr cool, aber ich wußte daß er ganz genau wußte, was Ihm blühte.
Obwohl wir unsren Vater nach Hause begleiten wollten, lehnte er das kategorisch ab.
So versuchte er uns nicht zu belasten.
Als ich in den nächsten Tagen Ihm dann mit einem unterlaufenen Auge sah, wußte ich, daß er wieder mal "ausgerutscht und wo drauf gefallen " war wie er es nannte.
Er getraute sich natürlich niemals einzugestehen, daß er als Mann dieser Frau hörig und abhängig war.
 
Ein anderes Mal geriet ich lautstark mit ihr in Streit, indem ich Ihr mit einer Anzeige drohte, nachdem sie kurz vorher versucht hatte, meinen Vater eine Bratpfanne an den Kopf zu schlagen.
 
Besonders schlimm fand ich die Tatsache, daß diese Frau tagein und tagaus als Hilfskraft in einem Spital arbeitete und so über ein zweites geheimes Leben verfügte, in das kaum jemand Einblick bekam.
 
Ich liebte meine Familie und war glücklich und an so manchen Wochenenden füllte sich die 4 Zimmer Wohnung meiner Mutter mit etwa 20 Personen aus der Verwandtschaft.
 
Leider lebte damals meine Mutter mit den Vater meiner Halbgeschwister zusammen, der wenn er Alkohol konsumierte ziemlich gewalttätig gegen alles und jeden war und dieser Erfahrung mußte auch leider ich machen.
 
Aufgrund seiner Gewaltausbrüche und den Verletzungen denen er einigen Menschen zufügte wurden die Familienzusammentreffen immer weniger.
 
Und ich merkte auch bald daß ich von meinen Eltern in schwierigen Dingen und Belangen keine Hilfe erwarten konnte.
 
Das merkte ich ganz deutlich, als ich dann eine eigene Wohnung im selben Bezirk bekam und mich in einen älteren männlichen Patienten in der Psychiatrie verliebte und er in meine Wohnung zog.
 
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