VORSICHT TRIGGER GEFAHR 

und der Horror geht weiter

In all den Jahren war mein ältester Bruder mein einziger Ansprechpartner und verbrachte ich oft Tag und Nacht mit Ihm.
Er lebte schon viele Jahre bei seiner geistig behinderten Freundin die ein Messe war und obgleich seine geistige Zurückgebliebenheit sich wie ein Autist in seinem Verhalten und seiner Lebenseinstellung widerspiegelte war er der Einzige, dem ich meine Gedanken und Gefühle anvertrauen konnte.
Bei dem ich weinen konnte wenn ich zutiefst verzweifelt war und bei dem ich schreien durfte, wenn der Zorn mich überkam.
Und ich konnte mit Ihm schweigen oder philosophieren in dem wir uns eine Phantasiewelt schafften in Gedanken.
Wir konnten über jedes Thema sprechen und uns austauschen und ich freute mich am meisten über die wenigen Momente in denen wir aus ganzem Herzen lachten konnten.
Er erzählte mir immer wieder von den schlimmen gewalttätigen Auseinandersetzungen die er im Heim erdulden mußte, da auch er so wie mein zweit ältester Bruder einige Jahre im Heim verbringen mußte.
Ich konnte mich auf Ihn verlassen in jeder Situation und um so schlimmer waren dann diese Momente in denen wir uns so zerstritten und ich dabei auch angstvolle Minuten erlebte in denen ich seine schlimme innere Seite kennen lernte, in der er alles auszublenden schien was erkannte und Hass und Wut sich unbarmherziger Gewalt über mich ergoß.
Doch ich verzeigte Ihm, immer und immer wieder wenn er sich bei mir entschuldigte.
Ich kämpfte verzweifelt den Kontakt zu Ihm nicht zu verlieren denn ich brauchte Ihn mehr als ich Ihm, nur das erkannte ich damals noch nicht.
Heute denke ich vielleicht war es auch ein Fehler seine Übergriffe immer ohne Konsequenzen zu verzeihen.
 
Mein Leben gestaltete sich nicht einfach, da ich bedingt durch meine vielen Krankenhausaufenthalte selten einer Arbeit nachgehen konnte und wenn ich doch eine Arbeitsstelle einmal hatte, war ich ziemlich schnell überfordert.
Aber nicht mit der Arbeit an sich, sondern mit der Tatsache mit fremden Menschen konfrontiert zu werden.
 
Ich lebte in meiner eigenen Welt mit meiner Familie und hatte eigentlich immer mit Menschen Kontakt.
Durch meinen damaligen Partner und dessen Familie und Arbeitsstelle lernte ich viele Menschen kennen und da er selbst auch nicht dem Alkohol abgeneigt war, lernte ich auch viel seiner Saufkumpanen kennen.
Kontakte außerhalb dieser mir bekannten Bereiche suchte ich gar nicht und hätte ich auch nicht den Mut dazu gehabt, da mein Selbstbewußtsein nicht sehr gestärkt war.
 
Meine ganze Liebe galt meinen Tieren und das waren die einzigen Geschöpfe, deren ganze Liebe ich zuteil kommen ließ.
Meine Hunde ermöglichten mir auch daß ich ins Freie ging und nicht in meiner Wohnung mich verschanzte.
 
Hin und wieder träumte ich sehr wohl davon ein normales Leben zu führen mit normalen Regeln und Normen, doch ich getraute es mir nicht zu.
 
Wenn ich Behördengänge hatte wie Sozialamt oder Arbeitsamt, hatte ich mit Abwertung und Diskriminierung zu kämpfen und es tat oft sehr weh wie Abschaum behandelt zu werden und zu erkennen wie machtlos dagegen war.
Solche Termine lösten regelmäßig eine regelrechte Panik in mir aus und ich wundere mich daß ich diese Entwertung mir so lange gefallen ließ.
 
Grosse Hilfe war mir in all den Jahren natürlich auch meine Psychotherapeutin, die auch gleichzeitig meine Neurologin war und ich war sehr dankbar, daß sie, als ich mit 17 Jahren den Herzstillstand überlebt hatte sich von selbst dazu entschloß mir ihre Hilfe anzubieten.
 
Wenn ich zu wenig Geld hatte um Drogen zu besorgen, was fast immer so war, und der Alkohol mir schon zuwider war, dann war es oft eine große Hilfe, wenn man Tranquilizer verschrieben bekam.
 
Tranquilizer bekam man ziemlich leicht verabreicht und auch ohne Probleme und waren die einzigen Medikamente die ich auch einnahm.
Alle anderen Medikamente nahm ich gar nicht oder nur einige Wochen und setzte sie dann einfach ab, wenn ich das Gefühl hatte daß sie mir keine Erleichterung schafften oder mich mit Nebenwirkungen lahm legten.
Wenn die Gefühllosigkeit und das verwahrloste Leben mir zu viel wurde und ich Aufmerksamkeit wollte und brauchte, dann zog es mich förmlich dazu in irgendeiner Form aufzufallen und im Mittelpunkt zu stehen und lebte ich meine Aggression meistens so aus, daß ich alle in Aufregung versetzte, weil ich meinen Suizid ankündigte und mich in der Psychiatrie auffällig benahm.
Aber so sehr ich es auch versuchte, außer betäubt zu werden passierte nicht viel, denn  meine Familie zu verlassen war für mich undenkbar und nicht selten verzweifelte ich an meiner Mutlosigkeit.
Und irgendwann sprach oder schreib ich zwar über die Zustände in meinem Leben akzeptierte sie aber als normale Umstände und war stets innerlich zerbissen deswegen.
Und nachdem ich so oft Signale gesetzt hatte, hoffend daß man sie richtig einordnen und einschätzen würde und dann man mir die Hand reichte, war ich nicht in der Lage sie zu ergreifen.
Es nahm sich auch kaum jemand die Zeit dafür mir auch Mut dazu zu machen.
 
Ich hatte viele Medikamentenüberdosierungen, die ich selbst herbeiführte und die zum Glück immer gut ausgingen und die stillschweigend in der Familie gehandhabt wurden.
 
Nicht einmal meiner Therapeutin teilte ich so manchen Suizidversuch mit.
Neben meiner Magersucht, die ich auch ohne therapeutische Hilfe wieder in den Griff bekam, sehnte ich mich doch manchmal nach einem Menschen, der erkannte was in meinem Leben los war und mir half aus diesem Alptraum auszusteigen.
 
Doch ich glaubte nicht daran und hatte mich damit arrangiert, weil meine größte Angst war ganz alleine sein zu müssen.
Das war eine meiner schlimmsten Vorstellungen und ich versuchte dies zu verhindern.
 
Als eines Tages der nächste Lebensgefährte meiner Mutter mir  bei einen meiner Besuche Fotos meiner fast nackten Halbschwester zeigte und mir erzählte, daß er sie in der Nacht aufweckte, weil sie ins Bett näßte, da läuteten bei mir alle Alarmglocken.
 
Als ihr Zwillingsbruder damals auch noch ganz apathisch und teilnahmslos war informierte ich das Jugendamt von meinen Beobachtungen.
 
Da meine Halbgeschwister aber alles abstritten und ich den ganzen Zorn ihres Vaters zu spüren bekam, begriff ich, daß in dieser Familie es weder erwünscht, noch erlaubt war, das irgend etwas nach außen drang.
 
Es wurde so hingestellt, daß ich meine Halbgeschwister ins Heim bringen wolle und viele Jahre hatte ich Angst vor dem Vater der beiden und seiner möglichen Rache.
Abgesehen davon wurde ich sehr attackiert weil ich gewagt hatte gegen jemanden aus der Familie vorzugehen.
Verräter wurden bestraft.
Und wenn es nur mit harten und verletzenden  Worten war, die sich wie Stachel tief in meine Seele gruben und mich an mir selbst zweifeln ließen.
 
Ich hatte nicht die Kraft mich aus meiner Situation zu befreien, zu groß war die Angst wieder alleine zu sein und die Familie zu verlieren.
 
Und so begann auch ich immer mehr den Alkohol zu verfallen und war oft erschüttert daß ich so etwas mehr Beachtung und Annahme in meiner Familie fand.
 
Zu dem Alkohol betäubte ich mich auch immer mehr mit Cannabis und Tabletten, die mich mein tristes Leben etwas vergessen ließen.
Und ich ging immer weiter.
Ich inhalierte Pattext und Unmengen an Feuerzeuggas aus einen Plastiksack und zündete mir nachher cool eine Zigarette an.
 
Obwohl es immer wieder Menschen gab, die mir versuchten zu helfen und sogar die Polizei dazuzogen, hatte ich nicht die Kraft etwas zu unternehmen dagegen.
 
Ich war oft maßlos enttäuscht darüber daß mein größter Wunsch nach Liebe und Geborgenheit auch in meiner Familie keine Erfüllung bekam.
 
Meine Depressionen äußerten sich in Selbstverletzenden Verhalten und spektakulären Suizidversuchen bei denen mich die Polizei auch öfters von Dächern holen mußte.
 
Sogar die Polizisten waren oft schon von den Einsätzen so genervt, daß sie meinten daß ich mich endlich umbringen sollte damit sie nicht dauernd wegen mir ausrücken mußten.
Nicht zu vergessen war die Tatsache daß bei jedem Suizidversuch man eine Körpervisitation bei der Polizei über sich ergehen lassen mußte und das für mich ziemlich entwürdigend war.
 
Aber auch in der Psychiatrie wußte man sich all zu oft nicht anders zu helfen, als mich mit Gewalt Niederzuspritzen um mich ruhig zu stellen.
 
Gewalt war mein täglicher Begleiter und etwas Normales in meinem Leben geworden.
 
Und doch wurde die  Psychiatrie  mein zweites zu Hause, in das ich mich auch oft flüchtete, wenn es mir draußen zu unerträglich wurde.
 
Mein drogensüchtiger Bruder der von Familie und Verwandtschaft geliebt wurde und im Gegensatz zu mir auch viele Freunde hatte wurde immer von Seiten der Familie versucht von mir fernzuhalten.
 
Als er aber eines Tages aus dem Gefängnis entlassen wurde und entdeckte daß ich so wie er dem Kiffen nicht abgeneigt war, da war das erste Mal das wir eine Beziehung zueinander aufbauen konnten.
 
Auch er war so wie ich oft auf der Psychiatrie und auch er verletzte sich selbst und das schweißte uns etwas zusammen.
 
Obgleich wir nie über unsere persönlichen Gedanken und Gefühle sprachen erlebte ich doch eine schöne Zeit mit ihm, auch wenn sie geprägt war unter dem Einfluß von Drogen.
Oft war ich dann mit meinen beiden Brüdern und deren Freund zusammen unterwegs und wir kifften und tranken Alkohol.
 
Damals lernte ich auf der Psychiatrie auch ein Mädchen kennen , daß sich mit meinem Bruder befreundete und wir rissen öfters von der Psychiatrie aus um uns mit Drogen und Alkohol zu betäuben.
 
Eines Tages als ich mit ihr unterwegs war sprach sie ein Mann an, der sie für damals 1000 Schilling gerne fotografieren würde und obwohl ich ihr zuriet es abzulehnen und sie dieses Geld auch mit mir teilen wollte ließ sie sich nicht beirren und ging mit.
 
Ich wollte sie nicht alleine lassen und begleitete sie zu diesem Mann nach Hause und erst dachte ich wirklich daß er nur Fotos machen wollte.
Als ich aber hörte, daß sie lautstark stöhnte wurde mir klar was da lief und ich drehte in der Wohnung vollkommen durch.
 
Bedingt durch meine Vergewaltigung vor einiger Zeit war ich rasend vor Wut, nahm ein Säbel daß an der Wand hing und forderte den Mann auf sofort aufzuhören.
 
Beide kamen sofort aus dem Zimmer und das Mädchen weinte und ich war zutiefst erschüttert über die Geschichte die sie mir dann erzählte.
Sie war jahrelang von ihrem Vater sexuell mißbraucht worden und sie empfand den Sex mit fremden Männern als eine Form von Liebe und Zuneigung und wenn sie dafür bezahlt wurde war das ein positiver Nebeneffekt für sie.
Ich teilte sogar die Gefängniszelle eine Nacht mit ihr zur Ausnüchterung weil uns die Polizei aufgegriffen hatte.
 
Aber es war mir nur eine kurze Zeit mit ihr vergönnt.
An einen unseren Ausreißaktionen setzte sie sich eine Dosis Heroin und verstarb in einer schmutzigen öffentlichen Toilette.
 
Sie war damals so wie ich gerade mal 17 Jahre alt.
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